In Gesprächen im Alltag und in der Beratung schildern Menschen manchmal unsägliches Leid. Von Krankheiten mit schwerem Verlauf kann da die Rede sein, von Tod und Verlusterfahrungen, von Traumatisierungen, die – nicht behandelt – lebenslang bleiben können.
Wenn ich als Kind traurig war, sagten Erwachsene manchmal: „Es wird alles wieder gut.“ Das war damals oft eine Hilfe. Es stellte die großen Zusammenhänge wieder her. Es behauptete Gerechtigkeit in einer ungerechten Welt.
Wahr aber war das nicht. Nicht alles wird „wieder gut“ im Leben, wie wir wissen, seit wir den Kinderschuhen entwachsen sind. Doch was sagt ein Mensch, dessen Gesprächspartner*in unfassbar schwere Erlebnisse erzählt?
Es ist verlockend, in einer solchen Situation nicht ganz aufrichtig zu sein. Mit Sätzen wie „Wird schon wieder!“, „Kommt schon wieder in Ordnung!“ oder „Morgen sieht die Welt anders aus!“ lässt sich ein Gespräch gut beenden. Ein fester Händedruck, ein klarer Blick in die Augen, „Kopf hoch!“ – und weiter.
Das Erzählte wird damit aber nur scheinbar gewürdigt. Eigentlich zeigt eine solche Reaktion, dass der Hörer selbst damit überfordert ist. Er versucht, einen Deckel drauf zu machen, die Sache abzuschließen, das Thema schnell vom Tisch zu bekommen. Wer das erlebt, wenn er selbst eine schlimme Geschichte erzählt, weiß, dass sich das richtig schlecht anfühlt. Und wer das einmal selbst gesagt hat, fühlt sich hinterher meist ähnlich schlecht.
Vertröstung ist keine Lösung. Doch … was dann?
Ich finde es wichtig, meinem Gegenüber zu sagen, was gerade bei mir los ist. Das muss nicht geschliffen und weise formuliert sein. Es muss nur ehrlich sein.
„Ich merke gerade, was Sie erzählen, macht mich völlig sprachlos.“
„Mich berührt das Leid, das Sie erfahren haben.“
„Ich würde Ihnen gerade gerne etwas Hilfreiches sagen, aber ich fühle mich selbst hilflos.“
Das ist etwas anderes als Vertröstung. Das ist ein Einblick in mein Gefühlsleben. Das schafft Nähe und Kontakt. Das zieht den Vorhang der Professionalität ein wenig zur Seite – und zeigt den Menschen, der da redet. Schon das ist in aller Ehrlichkeit und aller Authentizität etwas, was ankommt.
Was Trost ist, ist schwer zu definieren. Meinem Gegenüber in einer Haltung zu begegnen wie der, die ich hier beschreibe, kann dagegen Trost sein.