Kommunikation ist niemals einseitig. Im Blick auf das Feedback-Thema bedeutet das: Feedback will nicht nur gegeben werden, sondern auch genommen.
Dabei sind für mich die folgenden Regeln wesentlich.
1. Bitten Sie von Zeit zu Zeit um Feedback. Werden Sie dabei möglichst konkret. Für welche Verhaltensweisen und deren Wirkung auf Ihre Gesprächspartner möchten Sie Feedback? Sie können auch grundsätzlicher werden. Bitten Sie darum, immer dann Feedback zu bekommen, wenn Ihrem Gegenüber etwas auffällt. – Beides braucht Mut. Sie machen sich mit Ihrer Bitte verletzbar. Sie gehen damit möglicherweise aber auch einen ersten Schritt hin zu einer anderen Kultur in Ihrer Arbeitsbeziehung. Das könnte sich ausweiten – und eine Feedbackkultur etablieren, die es so bei Ihnen vielleicht noch nicht gab.
2. Versuchen Sie, zuzuhören und aufzunehmen, was Ihr Gegenüber zu sagen hat. Lassen Sie ihn auf jeden Fall ausreden. Sie können nicht wissen, was er sagen will, bevor er nicht zu Ende gesprochen hat – und Phantasien helfen beim Zuhören nicht weiter.
3. Versuchen Sie, gelassen zu bleiben, auch wenn Sie etwas hören, was für Sie unangenehm ist.
4. Fragen Sie nach, wenn etwas unklar ist.
5. Versuchen Sie, sich nicht zu erklären, zu rechtfertigen oder zu verteidigen. Ganz wichtig: Der Andere beschreibt nicht, wie Sie sind; er beschreibt nur, wie Sie auf ihn wirken. Diese Wahrnehmung ist wertvoll – und nicht revidierbar. Wesentlich ist deshalb, so lange nachzufragen, bis Sie verstanden haben, was er meint.
6. Teilen Sie dann Ihre Reaktionen auf das Feedback mit. Das ist wichtig für das nächste Mal – und wird Ihre Beziehung und Ihre Kommunikation verändern. Ihr Gegenüber muss wissen, wie seine Beobachtungen für Sie klingen und ob sie Ihnen helfen. Sprechen Sie also aus, wie das Gesagte auf Sie wirkt und welchen Einfluss das Feedback auf Ihre Beziehungen hat.
7. Mit etwas Abstand – vorher funktioniert das meistens nicht – und in Ruhe können Sie sich mit dem Feedback auseinandersetzen. Prüfen Sie das Feedback! Dabei müssen Sie es nicht unkritisch akzeptieren. Fragen Sie sich aber, ob Sie Ähnliches schon einmal gehört haben. Und verbreitern Sie die Datenlage. Holen sich auch von anderen Menschen Feedback. Das kann das Gesagte bestätigen, verändern, korrigieren.
Mich fasziniert, wie schnell wir in der Lage sind, einander Feedback zu geben. Schon am Ende einer allerersten Begegnung ist das möglich – und oft sehr aufschlussreich. Natürlich ist dabei die Möglichkeit von unpassenden Rückmeldungen noch recht groß. Dennoch: Gerade dadurch, dass Sie einander noch nicht richtig kennen, bekommen Sie eventuell ein ungefiltertes Feedback, das so später schwer zu erhalten ist.