In meinem ersten Blog-Beitrag über Dreiecke ging es um das Reden über einen anderen Menschen und die Frage: Was tun mit Gerüchten im Berufsleben? Dreiecke zeigen sich aber auch noch an anderen Stellen, und so widme ich mich ihnen heute ein zweites Mal.
„Lust auf eine Runde Billard?“ – Wer diese Frage hört, denkt wahrscheinlich zuerst an eine Spielhalle, niedrig hängende Lampen über mit grünem Tuch bespannten Tischen, Rauch in der Luft, gedämpfte Stimmen, Flecken von blauer Queue-Kreide auf dem schwarz-braunen Teppichboden. Das muss nicht gemeint sein. Im Arbeitsalltag spielen viele Menschen oft miteinander Billard, aber ein wenig anders als man im ersten Moment denkt.
Wenn beim Billard die Kugel, die man erreichen möchte, nicht oder nur schwer direkt anspielbar ist, braucht es einen Umweg. Die Kugel wird dann angespielt – über Bande. Das ist herausfordernd. Und das kann schiefgehen.
Ich selbst spreche vom Billard-Spielen gerne, um ein Kommunikationsphänomen zu beschreiben. Es tritt auf, wenn im Kolleg*innen-Kreis ein relativ hohes Angstniveau herrscht oder wenn Kommunikationswege nicht klar oder nicht sicher sind.
Ein Beispiel: Mitarbeiter A will etwas von Mitarbeiter B. Der aber ist schwer erreichbar oder reagiert manchmal seltsam. Ein guten Draht zu ihm hat Mitarbeiter C. Also sagt A zu C, was eigentlich an B gerichtet ist. A spielt B über C an, und C ist hier die Bande.
Das passiert selten mit klaren Worten und fast nie in einer offiziellen Situation. Das geschieht eher beim Kaffee oder am Kopierer oder schnell mal im Vorbeigehen. Wenn es heißt: „C, könnten Sie B bitte sagen, dass er baldmöglichst Radiergummis bestellt? Ich kann ihn derzeit so schlecht erreichen.“ Dann wäre das eine Formulierung, mit der ich noch arbeiten könnte. Wenn es aber heißt: „C, die Arbeit hier ginge deutlich einfacher, wenn B mehr darauf achten würde, dass wir genug Radiergummis haben!“ Dann geht etwas schief.
Das Problem an der zweiten Formulierung ist: C weiß nicht, was A eigentlich will, denn A hat ja B etwas zu sagen, und das wäre der direkte Weg. So spielt A über C in Richtung von B, ohne dass C weiß, was hier gerade genau passiert.
Für C ist es dann schwierig, sich zu verhalten. Tut er nichts? Dann geht der Impuls ins Leere. So kommt man nicht zu Radiergummis. Sagt er es B weiter? Dann gibt es möglicherweise bald wieder Radiergummis, aber die Stimmung zwischen A und B bleibt seltsam. Wie auch immer – es ist zu erwarten, dass der Impuls, die Botschaft bei C gar nicht oder schief ankommt.
Wäre ich C, würde ich einen anderen Weg wählen. „A, ich glaube, es wäre gut, wenn Sie B das direkt sagen würden. Möchten Sie, dass ich dabei bin?“ Das würde ich sagen, also auf den Kommunikationsweg hinweisen, mich nicht als Bande zur Verfügung stellen und doch ein Hilfsangebot machen. Das kann den Druck aus dem Gespräch zwischen A und B herausnehmen und das Dreieck auflösen. Aus meiner Sicht wäre das an dieser Stelle hilfreich.