Dreiecke sind spannende geometrische Formen. Wäre das hier ein Mathe-Blog, wäre das ein reizvolles Thema. Dreiecke aber begegnen auch in der Beratung, und gerade da sind sie etwas sehr Herausforderndes.
Im Aufenthaltsraum, in der Mitarbeiterküche, an der Kaffeemaschine. Frau A. ist schon da, Herr B. kommt dazu und sagt: „Mit Frau C. zusammenzuarbeiten, wird immer schwieriger. Heute erst hat sie …!“ – Und Frau A. fügt hinzu: „Und hattest du nicht erzählt, dass sie kürzlich erst …?“ Und dann reden beide erst von Frau C., dann über Frau C., und wenn es wieder an die Arbeit geht, sind sich Frau A. und Herr B. gegen Frau C. einig, und Frau C. hat erheblich an Ansehen verloren.
Kommt Ihnen bekannt vor? Ja, das geht in der Familie genau so. Cousin und Cousin gegen Tante Adelheid – die perfekte Gegnerin, im Grunde das beste Feindbild, das es jemals gab.
Aber bleiben wir im Arbeitskontext.
Was Frau A., Herr B. und Frau C. da miteinander haben, ist ein Dreieck. Es reden zwei über jemand drittes – und diese dritte kann sich nicht wehren, weil sie nicht dabei ist. Das ist nicht nur unfair, weil es einer großen Gerüchteküche Tür und Tor öffnen kann; das kann bei einer Ausweitung auch zu Mobbing werden – und das wäre am Ende auch juristisch relevant. Vor allem aber schafft es eine Situation, die nur schwer wieder einzuholen ist. Frau A. und Herr B. reden ja auch mit anderen, und Frau C. tut das auch, und so rutscht manchmal die Stimmung wegen einer Kleinigkeit in den Keller. Das kann schneller gehen, als man denkt.
In der Krise ist es dann ein gern beschrittener Weg, bilaterale Gespräche zu führen. Frau A. und Frau C. raufen sich zusammen, und Herr B. und Frau C. tun das auch. Sie versuchen, die Dinge gerade zu rücken und sich auszusprechen. Das ändert – nichts. Denn mit jedem bilateralen Gespräch entsteht wieder ein Dreieck, und dann reden leicht wieder zwei miteinander über den dritten. Manchmal kehrt sich die Situation dann um – und dann gehen die Schläge in eine andere Richtung. Systemisch aber wird damit nichts besser.
Solche Dreiecke in der Kommunikation entstehen besonders häufig in Systemen, in denen ein hohes Angstniveau herrscht. Die eigene Angst muss in irgendeiner Weise bekämpft werden, und das geht – scheinbar! – am besten dadurch, dass Menschen Allianzen schmieden, sich miteinander gegen jemanden verbünden. Genau besehen, kommt dann aber die Kommunikation zum Stillstand. So kann leicht ein großer Konflikt entstehen.
Was tun?
Haben Sie die Formulierung oben bemerkt? Da hieß es: „dann reden beide erst von Frau C., dann über Frau C.“. Ich finde es sinnvoll, mit Frau C. zu reden. Zu dritt. Und dabei die Dinge offen anzusprechen, die in der Luft liegen, die ja ohnehin im System sind und die deshalb bearbeitet werden müssen, um Schlimmeres zu vermeiden. Dann lassen sich die Dinge gestalten. Alle Beteiligten haben dann Einfluss auf den Prozess, der da beginnt. Und es entsteht eine Gesprächskultur, die auch für die Zukunft wegweisend sein kann.
Das ist leichter, als Sie vielleicht denken. Haben Sie Lust, das zu lernen und zu üben?